25 Jahre "UB" (2011)
Die Ostberliner Umwelt-Bibliothek wurde am 2. September 1986 gegründet. In den 12 Jahren ihres Bestehens war die libertäre "UB" legendärer Treffpunkt der linken DDR-Opposition, Bibliothek, Kneipe, Galerie, Archiv, subversiver Versammlungsort. Diese Seite will aufklären und erinnern.
Gegenöffentlichkeit und kritischer Diskurs - von den Umweltblättern zum telegraph
Der Vorläufer der seit Herbst 1989 erscheinenden Zeitschrift telegraph war die seit 1986 von der Berliner Umwelt-Bibliothek (UB) herausgegebene DDR-Oppositionszeitschrift Umweltblätter. Die Umweltblätter behandelten Themen, die in den staatlichen Medien nicht vorkamen. Dazu gehörten der Umweltschutz, die Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten, die Friedensbewegung und Aktionen befreundeter linker Gruppen in der BRD und Westberlin und anderen Ländern. Darüber hinaus wurde ausführlich über die Aktivitäten der Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen und deren Konflikte mit Staat und Kirche informiert. Somit trug das Blatt wesentlich dazu bei, dass sich die DDR-Opposition stärker untereinander vernetzte. [WEITER]
Links, anarchistisch und auch immer ein wenig chaotisch
Wenn man mich fragen sollte, wo ich die Umwelt-Bibliothek Berlin (kurz: UB) politisch einsortieren würde, käme mir die Antwort ganz leicht über die Lippen: links, anarchistisch. Die Mitarbeiter der UB wendeten sich stets gegen jede Form von Herrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung, stritten für die Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Ihr Handeln war antistalinistisch, aber auch antikapitalistisch und antifaschistisch. Sie waren gegen die Zerstörung der Umwelt im Allgemeinen und gegen Atomkraft im Besonderen. Sie wendeten sich bewusst gegen jede Form von Militär und Krieg. Sie kämpften gegen die Herrschaft der SED, aber auch gegen die Auslieferung der DDR an die BRD. Sie lehnten die staatssozialistische Kommandowirtschaft genau so ab, wie die Wolfsgesetze des kapitalistischen Ausbeutungssystems. Die UB war ein offenes Haus für viele. [WEITER]
Ein Essay über den Zusammenhang von Geschichtsrevisionismus und Antikommunismus
Das sarkastische Bonmot „Die Zukunft liegt klar vor uns, die Vergangenheit ist noch ungewiss“ dürfte heutzutage nicht nur Historikern immer wieder durch den Kopf schießen, wenn sie sich die jüngere Geschichte von Geschichtsbildproduktionen der Zäsuren des 20. Jahrhunderts vergegenwärtigen. Doch so neu ist es nicht, dass bekannte Deutungsmuster (zeit)geschichtlicher Vorgänge plötzlich revidiert werden oder bereits revidierte Geschichtsbilder Wiederauferstehung feiern: In den Gefilden untergegangener nominalsozialistischer Gesellschaften gehörte so etwas zum Trainingsprogramm für ihre Bewohner. Und das erwähnte Bonmot wird ja auch dem legendären fiktiven „Sender Jerewan“ jener Hemisphäre zugeschrieben. Das freche Umfälschen oder Leugnen weithin bekannter geschichtlicher Tatsachen, das skrupellose Beschweigen von offensichtlichen und in der Erfahrungsgemeinschaft mitunter ganzer Völker verankerten Vorgängen, das Erfinden von absurden Begründungszusammenhängen für die Folgen peinlicher machtgeleiteter Fehlentscheidungen von historischer Tragweite – all das gehörte sozusagen zum Kernbestand einer als Geschichtswissenschaft getarnten legitimatorischen Ideologieproduktion. [WEITER]