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Dokumente zur Umwelt-Bibliothek

 

DOKUMENT 8

Aus der Erklärung der Umweltbibliothek zur derzeitigen politischen Situation in der DDR, Umweltblätter September 1989, S. 10.

„Die SED hat zustande gebracht, was kapitalistischen Ideologen nie gelungen ist. Indem sie behauptete, ihre Behördendiktatur sei der einzige Weg zum Sozialismus, wurde die Idee des Sozialismus bei der Bevölkerung der DDR völlig diskreditiert. Diese Art von Politik steht jetzt vor ihrem politischen und wirtschaftlichen Bankrott. Es zeigt sich, dass die Versprechen, mit denen die Behörden den Untertanengeist belohnen wollten, ständig wachsender Konsum, nicht eingehalten werden können. Im konkurrierenden feindlichen Nachbarstaat BDR wird Hörigkeit viel besser bezahlt und lässt das Repressionssystem beneidenswert große Freiheitsspielräume offen … Längst werden von den Herrschenden die Standards nur noch durch den Ausverkauf des Landes gehalten: Billiglohnarbeit für kapitalistische Firmen oder zum Dumping auf dem kapitalistischen Weltmarkt, Giftmüllimport im großen Maßstab aus ganz Westeuropa,… Verseuchung des Landes …, vom DDT bis zur Schweinefleischproduktion. Diejenigen, die das wissen, verlassen jetzt das sinkende Schiff. … Wir haben in der Vergangenheit … oft genug zu einer Umkehr zu einem echten, freiheitlichen Sozialismus aufgerufen. … Wir sehen, dass die zweite große Bevölkerungsbewegung im Land neben der Ausreisebewegung nicht eine ist, die auf Emanzipation drängt. Latent und manifest fassen in immer weiteren Teilen der Bevölkerung rechte Ideen Fuß. Statt sich vom Staat zu befreien, ersehnen sie einen anderen starken Staat und starke Männer, mit denen sie sich identifizieren können. Statt Gesellschaft als soziale Verbindung und Freiheit wiederherzustellen, grenzen sich Deutsche von Ausländern ab und rekultivieren den Hass auf Fremdgruppen. Wir wissen, dass auch diese andere Bewegung Ergebnis der jahrzehntelangen Erziehung zur Unmündigkeit ist. … Wir fordern die Menschen des Landes auf, sich zu einer Kraft zu sammeln, die solche Entwicklungen aufhalten kann.“

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